Selbstverständlich verzichten wir auf den Einsatz von Pestiziden.

Im ursprünglichen Sinne sind das Mittel zur Bekämpfung tierischer Schädlinge, auf englisch pests genannt. Die Nachsilbe -zid kommt vom lateinischen Wort für töten. Heute umfassen Pestizide diverse, in der Regel vom Menschen hergestellte und eingesetzte Chemikalien, die als lästig oder schädlich angesehene Lebewesen töten, vertreiben oder in ihrer Vermehrung hemmen sollen. Dazu gehören auch die sogenannten Pflanzenschutzmittel (PSM). Hört sich freundlich an, umgangssprachlich ausgedrückt sind es Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmittel, die trotz vieler negativer Auswirkungen unter anderem auf die Artenvielfalt weiterhin nicht nur in der konventionellen, der industriellen, Landwirtschaft sondern auch von Haus- und Kleingärtner*innen und auf kommunalen Flächen eingesetzt werden. Insektizide wie Neonicotinoide sollen Nutzpflanzen und deren Erzeugnisse vor Insekten schützen; Herbizide wie das Breitbandmittel Glyphosat unerwünschte Pflanzen – wir sprechen von Wild- oder Beikraut, andere von Unkraut – vernichten, gegen Pilze und Sporen werden Fungizide verwendet. Besonders tückisch sind Neonicotinoide und Alternativsubstanzen mit ähnlicher Wirkung sowie Breitbandherbizide wie Glyphosat. Die Neonicotinoide oder Neonikotinoide sind hochwirksame Insektizide, Nervengifte, die vor allem als Saatgutbeizmittel verwendet werden (siehe „Wildbienen und Politik“) und nicht nur Insekten sondern auch körner- und insektenfressende Vögel dezimieren. Sie werden daher auch mit dem Rückgang bestimmter Vogelarten in Verbindung gebracht. Allerdings schädigen Neonicotinoide möglicherweise auch die Lern- und Gedächtnisfunktion von Säuglingen und Kleinkindern.

Maschieren wir weiter – zu Monsanto. Dieser weltbekannte Konzern hat in den 1970er-Jahren Glyphosat als Hauptkomponente einiger Breitband- beziehungsweise Totalherbizide unter dem runden Namen Roundup auf den Markt gebracht. Mittlerweile ist es der mengenmäßig bedeutendste Inhaltsstoff von Herbiziden (auf deutsch: Unkrautvernichtern), wird von mehr als 40 Herstellern vertrieben und in Landwirtschaft, Gartenbau, Industrie und Privathaushalten eingesetzt. Es wirkt nicht-selektiv, das bedeutet, dass alle damit behandelten Pflanzen absterben – außer jenen GMO (genetically manipulated organisms = genmanipulierten Organismen), den Nutzpflanzen, die Monsanto & Co. gentechnisch so verändert haben, dass sie gegenüber Glyphosat resistent sind. Es gibt viele Bedenken gegen diese landwirtschaftliche „Kombipackung“, zum einen untergräbt sie die Autonomie der von den Konzernen belieferten Landwirte, zum anderen können resistente „Superunkräuter“ entstehen und es wird auch befürchtet, dass Glyphosat krebserregend sei.

Den Urban-Gardenern weltweit geht es bei ihrem strikten Verzicht auf solche Vernichter und Vertilger nicht nur um die menschliche Gesundheit, um die Vermeidung von Pestizid-Rückständen im von ihnen erzeugten Gemüse, sondern ums Ganze, um die Agrarwende.

In diesem guten Sinne hat Marie-Theres „Highlights vom Subkontinent mit Vorbildcharakter“ kennengelernt: Der nordöstliche kleine indische Himalayastaat Sikkim betreibt seit 2015 ausschließlich ökologische Landwirtschaft – hat also die totale Agrarwende bereits vollzogen! Dafür wurde er 2018 mit dem Future Policy Award ausgezeichnet! Auch von dem kleinen Nachbarstaat Bhutan könnte sich die Welt der Industrienationen buchstäblich „eine Scheibe abschneiden“: Auch hier hat die Agrarwende längst stattgefunden – erheblich früher als in Sikkim oder anderswo. Umweltschutz ist explizit in der Verfassung verankert sowie auch Unterrichtsfach an Schulen. Alle wirtschaftlichen Unternehmen sind dem Umweltschutz untergeordnet. Wälder dürfen nur nachhaltig bewirtschaftet werden, Brandrodung steht unter Strafe! Darüber hinaus hat sich Bhuthan verpflichtet, dauerhaft CO2-neutral zu bleiben und 2013 sogar eine CO2- negative Bilanz verzeichnet!

Da hinkt die nordwestliche Welt hinterher. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass uns in den satten Staaten die Pestizide mit dem Sahnehäubchen der Hungerbekämpfung aufgetischt werden, wo doch in von Hunger geplagten Weltgegenden bereits darauf verzichtet wird.

Damit wir auch hier zukunftstauglich werden, machen Andreas H. Segerer und Eva Rosenkranz in ihrem Buch „Das große Insektensterben – Was es bedeutet und was wir jetzt tun müssen“ folgende Vorschläge zum Pestizideinsatz:

  • Pestizidverbot im Umfeld ökologisch hochwertiger Flächen, im Haus- und Kleingartenbereich und auf kommunalen Flächen;

  • Verbot von Neonicotinoiden und Alternativsubstanzen mit ähnlicher Wirkung sowie Breitbandherbiziden wie Glyphosat;

  • Komplett neue, öffentlich zugängige, transparente und durch wirtschaftlich unabhängige Forschergruppen überprüfbare Zulassungsverfahren mit Beweislastumkehr, das heißt, der Hersteller muss die Unbedenklichkeit objektiv und unzweifelhaft bewiesen.

Oder wir nehmen uns ein Beispiel an Sikkim und Bhuthan.

Veranstaltungen

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen