Geht ab wie eine Rakete & Großtopfiges auf kleiner Flamme

Im April 2015 und im Juni 2016 haben wir im Rahmen von offenen Workshops Herde fürs Kochen mit erneuerbaren lokalen Brennstoffen gebaut. Das eine Modell, der Rocketstove, besteht aus einem 60-Liter-Fass, das mit Blähton gedämmt ist, das andere, der Germanenherd, aus Ziegeln.
Wir experimentieren beim Kochen mit beiden Öfen. Der Germanenofen ist weitaus bedienerfreundlich. Er brennt gut und ist durch kleinere oder größere Feuer gut zu regulieren. Der Fassofen (Rocket Stove), brauchte viel größeren Aufwand bei der Herstellung. Außerdem war der Rocket Stove teurer, und er braucht viel Luft und kleines, gut getrocknetes Holz. Am einfachsten ist es, einen (biologischen) Grillanzünder zu benutzen. Dadurch wird schnell ein Luftzug erzeugt, und das Holz brennt besser.

1. Der RocketStove
Der RocketStove (Raketenherd) ist ein Herd, der durch die besondere Anordnung des Feuerraums den Brennstoff besonders effizient verbrennt. Die RocketStove Design-Prinzipien wurden 1982 von Dr. Larry Winarsky entwickelt.
Als Brennstoff dienen dünne Äste und Zweige, die seitlich in einen kleinen, gut gedämmten Brennraum eingeführt werden und von unten mit Verbrennungsluft versorgt werden, was eine vollständige Verbrennung bei hohen Temperaturen gewährleistet. Durch die hohen Temperaturen und die nahezu vollständige Verbrennung wird die Rauchgasentwicklung auf ein Minimum reduziert, und besonders gesundheitsschädliche Sekundärstoffe werden mit verbrannt. Die Rundherum-Dämmung des Brennraumes verhindert die Wärmeabstrahlung des Feuers nach allen Seiten und konzentriert die Flamme auf den Kochtopf, was eine effiziente Ausnutzung des Brennstoffs gewährleistet.
Unser RocketStove, dessen Bau wir als Workshop durchgeführt haben, besteht aus einem 60-Liter-Stahlfass, das wir uns über ebay-Kleinanzeigen besorgt haben. Den Brennraum haben wir aus herkömmlichem Ofenabgasrohr (ein T-Stück und zwei Stück gerades Rohr, Durchmesser: 13 cm) gebaut, das wir von einem befreundeten Ofenbauer geschenkt bekommen hatten.
Unterhalb des T-Stücks wurde im Fass eine Öffnung für die Lüftung ausgeflext und ein dazu passender, rechteckiger Lüftungskanal aus Alu- Blech angefertigt und angeschraubt. Das T-Stück wird in die Mitte vom Fass gestellt und eine Öffnung für den Lüftungskanal und den Abzweig des T-Stücks geflext. Jetzt kann ein gerades Stück Ofenrohr von außen auf den Abzweig des T-Stücks geschoben werden. Das Stück kann so abgelängt (geflext, in einer bestimmten Länge abgeschnitten) werden, dass es gut 20-30 cm aus der Tonne herausragt. Das ist der Brennstoffkanal, in den die Äste dann eingeführt werden.
Das zweite gerade Stück wird oben auf das T-Stück gesteckt und so abgelängt, das es 5-10 cm unterhalb der Oberkante der Tonne endet. Wo es genau endet, hängt auch davon ab, wie man die Kochfläche gestaltet. Als Dämmmaterial haben wir uns für Blähton entschieden, wie er bei der Hydrokultur genutzt wird und haben damit den Zwischenraum zwischen Ofenrohr und Tonnenaußenwand verfüllt.
Jetzt fehlt noch die Auflagefläche für den Topf. Wir haben ein sehr stabiles Gitter (ca. 4 mm starke Streben) rund ausgeflext und die Enden so umgebogen, dass es rutschfest auf dem Tonnenrand liegt.
Als Letztes haben wir aus dem schon erwähnten stabilen Gitter noch eine runde Auflagefläche mit drei Beinen ausgeflext, die ziemlich genau in das Ofenrohr passt und als Auflagefläche im Brennraum dient. Diese tischartige Auflagefläche wird benötigt, damit keine unverbrannten Resthölzer in dem Luftkanal fallen.
Um die Flamme etwas regulieren zu können, haben wir überlegt, wie bei Öfen üblich, die Verbrennung durch Verringerung des Luftzustroms zu beeinflussen. Hierzu haben wir eine höhenverstellbare Klappe an den Zuluftkanal gebaut. Diese hat sich jedoch nicht bewährt.

Wenn der Herd erst mal an ist, geht er ab wie eine Rakete, das heißt, die Flammen schießen tatsächlich aus dem Ofenrohr raus.
Man nennt diese Art des Kochens auch „Schwarze Küche“, da die Töpfe und Pfannen sehr schnell verrußen. Den Ruß zu entfernen, macht keinen Sinn. Auch sollte darauf geachtet werden, keine Töpfe mit Plastikhenkeln zu verwenden.
Wir regulieren die Flamme durch den Brennstoff. Mehrere dünne Äste sorgen für eine starke Flamme, zum Anheizen o.ä., und wenige dickere Äste eher für eine gemäßigte Flamme fürs Dauerkochen. Kurzzeitig kann man die Hitze durch Zurückziehen des Holzes unterbinden. So lassen wir den Herd dann auch ausgehen.
Langfristig haben wir mit der Konstruktion die Erfahrung gemacht, dass das herkömmliche, dünnwandige Ofenrohr schnell rostet und die starke Hitze dem Rohr stark zusetzt, so dass es im Brennraum irgendwann Löcher gab und die Blähtonkugeln reinpurzelten. Wir haben es mittlerweile durch ein dickwandiges Rauchrohr ersetzt. Da wir kein T-Stück in der Stärke gefunden haben (es wäre wohl auch recht teuer), haben wir es selbst aus einem geraden Stück hergestellt. Dies ist nicht ganz einfach, aber machbar.
Der RocketStove sollte auf keinen Fall länger im Regen stehen. Wir haben einen abschließbaren Schrank drumherum gebaut, dessen Deckel sich abgestützt auch als Regenschutz nutzen lässt.

 

2. Germanenherd
Wie der Name ahnen lässt, geht der sogenannte Germanenherd auf ein älteres Konstruktionsprinzip zurück. Gegenüber einem offenen Feuer hat er einige Vorteile. Ähnlich, wenn auch nicht so effizient wie beim RocketStove, wird die Abstrahlung vermindert und auf die Kochstelle fokussiert. Weiterhin ist die Luftzufuhr durch das höher gelegte Feuerrost optimiert.
Besonders hat uns gefallen, dass der Germanenherd ganz einfach mit Ziegelsteinen zusammengestellt werden kann. Über der ersten Lage wird einfach ein Rost in die Fuge gelegt. Man könnte diese Art Herd auch mit Natursteinen aufbauen, wenn man etwas Geeignetes als Rost hat. Im Gegensatz zum RocketStove wird hier dem Feuer zunächst Wärme abgezogen, da sich erst mal die Masse der Ziegel erwärmt. Deshalb dauert es etwas, bis die Verbrennung rauchärmer wird.
Wir haben den Brennraum letztlich noch um zwei Ziegel pro Lage gegenüber der Zeichnung vergrößert, um einen größeren Brennraum zu erhalten. Dadurch sind wir etwas flexibler in Bezug auf das Brennholz und können mehr Holz auf einmal reinlegen. Wir nutzen den Germanenherd für die Sachen, die länger garen müssen oder für „großtopfige“ Suppen und so, da man nicht so oft nachlegen muss und auch entspannter auf „kleiner Flamme“ kochen kann.
Die Befürchtung, dass herkömmliche Ziegel durch die Hitze platzen, hat sich nicht bestätigt. Es ist wohl besser, gebrannte und keine offenporigen Ziegel zu benutzen. Schamott-Steine (teuer!) müssen es aber nicht sein. Es ist allerdings darauf zu achten, dass die Steine nicht nass werden, da sie sonst wohl beim Erhitzen zerspringen könnten.
Auf ausreichend Platz für Rauchabzug muss geachtet werden. Bei großen Töpfen wird leicht die obere Öffnung komplett verschlossen, weshalb einige Steine der oberen Lage auseinandergezogen werden sollten.

Veranstaltungen

Bilder vom Bau der Rocket Stoves

Weitere Fotos findet ihr auf unserer flickr-Seite

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