Im Rahmen unseres Programms “Eine Klimaküche für Altona” (2018/2019) haben wir für euch Geschichten aus dem Garten, saisonale Rezepte, Bauanleitungen und Wissenswertes rund um Stadtnatur und ein nachhaltiges, solidarisches Leben zusammengestellt. Diesmal:
• Der Garten im Mai
• Zum Nachdenken: Pestizide
• Zum Beobachten: Wildkräuter
• Zum Nachbauen: Lastenfahrrad
• Zum Nachkochen: Wildkräuter, Wokgemüse und Holunderküchle
Der Garten im Mai
Der Garten im Mai
Im Mai ist Hochsaison der Gartenarbeit. Beete, die noch vom letzten Jahr bepflanzt sind, müssen sortiert werden: Welche Pflanzen sollen als Saatpflanzen stehenbleiben oder umgepflanzt werden? Das Umpflanzen muss geschehen, bevor die Pflanze blüht, denn sonst kann sie keine Wurzeln in der neuen Erde schlagen. Es muss Platz geschaffen werden für neue Saaten und Setzlinge.
Anfang Mai werden auch unsere Setzlinge vom Hof vor´m Deich abgeholt: Zucchini, Gurken, Kräuter, Kohl, Kohlrabi und Kürbisse. Die Kürbisse werden in Kübel mit Komposterde gepflanzt, die neben den Beeten stehen, an denen eine Rankhilfe vorhanden ist.
Im Mai startet ebenfalls die Saison der Workshops und Veranstaltungen. So entstanden in den letzten Jahren durch gemeinsame Arbeit in Workshops z.B. die solarbetriebene Bewässerungsanlage (das bisher umfangreichste Unternehmen), drei Rocket-Stoves für das Kochen und ein Solar-Dörrschrank. Außerdem laufen das ganze Jahr über Botanik- und Hausmittel-Workshops und kreative Bunkerführungen.
Da an den eigentlichen Gartentagen jetzt so viele Veranstaltungen sind, muss auch in der Woche kontinuierlich im Garten weitergearbeitet werden. Denn es werden immer mehr Beete, Ansaaten und Setzlinge, die zu gießen sind! Und ein ständig wachsender Garten erfordert ständiges Lernen von Organisation.
Weiterhin wird eingesät: Salat, Radieschen, Rettich, Rote Beete, Zuckerschoten und Bohnen. Kohl und Kohlrabi wird gesetzt, Kartoffeln gepflanzt und Kürbiskübel bepflanzt. Auch Blumen werden gesät, gepflanzt und gezogen. In unserem Anzuchtregal ziehen wir weitere Kohl- und Pak-Choi-Pflanzen an.
Salat, von dem wir eine mannigfaltige Sortenvielfalt haben, wird nur in Beete gesät, in denen letztes Jahr Starkzehrer, z.B. Kohl gestanden haben. Denn die Salatpflanzen reichern den Stickstoff so sehr an, dass sie zu viel Nitrat enthalten, wenn sie zu sehr gedüngt werden.
Am Pfingstwochenende ist es endlich so weit: Die Tomaten können eingepflanzt werden! Dies hat eine Menge Vorarbeit gekostet: Erst muss das Tomatendach erneuert werden, das bei einem Sturm im Winter kaputtgegangen war. Vor allem aber haben mehrere Mitglieder Tomaten und Paprika zuhause vorgezogen. Ich kann nur von mir berichten, was das im Ernstfall bedeutet: Die Samen werden flach in Anzuchterde gesät. Die Paprikasamen werden dazu vorher in Wasser eingeweicht. Dann heißt es Geduld haben. Wenn die Keimlinge dann endlich kommen, ist die Freude zunächst groß. Dann aber müssen sie vereinzelt werden, wenn zu den Keimblättern auch andere Blätter erscheinen. Und plötzlich habe ich aus vier kleinen Saatschalen 250 Setzlinge, und die ganze Wohnung steht voll mit Kisten voller winziger Tomatensetzlinge! Obwohl ich diese gehegt und gepflegt hat wie eigene Babys (so kleine Pflänzchen sind auch wirklich süß, wenn sie in der Sonne leuchten, im Wind zittern und ihren Duft verströmen), stellte ich bald fest, dass ich zu wenig Sonne und Wärme in meiner Wohnung habe für so viele Setzlinge… Naja. Das war beim ersten Mal so. Inzwischen habe ich gelernt, mich zu beschränken in der Anzahl der Samen. Tomatensetzlinge sollte man mehrmals umtopfen, da dies die Pflanze stärkt.
Am Pfingstsamstag bringen also alle ihre Setzlinge – und es ist natürlich jedes Mal wieder der Wahnsinn, wie viele das sind! Einige haben sogar schon Blütenansätze, aber das können auch Notblüten sein, weil die Pflanzen nicht genug Sonne oder zu kleine Töpfe haben. Allen Setzlingen ist anzusehen, dass wir nicht häufig genug umgetopft und gedüngt haben. Dadurch sind die Pflanzen in die Höhe geschossen, anstatt dicker und blattreicher zu werden. Manche sehen auch relativ blass aus: Sticksoff- und Magnesiummangel wird hier sichtbar. Es kann auch Eisenmangel sein. Paprika scheinen hingegen genügsamer zu sein, die sehen alle ziemlich gut aus.
Nachdem wir also die Pflanzen ausgewählt haben, die in die Beete sollen, und einige auch gegen Spende an Interessierte abgegeben haben, geht die Pflanzaktion los: bei Tomaten eine Wissenschaft für sich. Das Pflanzloch wird tiefer gegraben, als der Topf groß ist, in dem der Setzling steckt. In das Loch kommen als Dünger ein paar Hornspäne und etwas Gesteinsmehl. Dann wird die Tomate so eingesetzt, dass sie unten umgebogen ist, also schräg liegt. Denn an dem Stielstück unter der Erde bilden sich noch mehr Wurzeln, was der Pflanze die nötige Stabilität verleihen wird. Tomaten dürfen nicht im Regen stehen (es sei denn, die Sorten sind extra für Freiland gezüchtet) und müssen von unten gegossen werden. Werden die Pflanzen nass, kommt die Braunfäule und bereitet dem Spaß ein Ende. Zwischen die Tomaten pflanzen wir Basilikum. Die Paprika kommen in das abgeerntete Frühbeet an der Bunkermauer, wo es schön warm ist.
Zum Nachkochen
Hopfensprossen
Er schlingt sich, seit unser erster FÖJler Hannes ihn gepflanzt hat, geheimnisvoll und malerisch über das Gestänge für unsere Bewässerungsanlage. Im Herbst baumeln seine nach Bier riechenden Zapfen über´m Sandweg. Im Frühling bilden die ersten frischen Ranken dieses Hanf-Verwandten eine wunderzarte Delikatesse. „Von allen spargelartig anmutenden Wildgewächsen sind die Hopfensprossen weitaus die feinsten und längsten”, schreibt die schweizer Kennerin Gisula Tscharner in „Hexentrank und Wiesenschmaus“ und empfiehlt lauwarmen Hopfensprossensalat.
Wir haben für den Urban-Garden-Schmaus 600 ml Essig mit einem halben Teelöffel Salz aufgekocht, die Hopfensprossen (wir haben noch ganz viele andere wilde und halbwilde Sprossen dazu genommen) portionsweise darin blanchiert und gut abtropfen lassen; dann ein Dressing aus mindestens einem Esslöffel frischer Altonaer Wild- und Gartenkräuter, einer halben gepressten Knoblauchzehe, kaltgepresstem Saboritas-Olivenöl, frisch gemahlenem Pfeffer und Salz darüber geben, kurz ziehen lassen. Dazu gab es vor Ort gebackenes Sauerteigbrot und satte Gespräche.
Zu den gerösteten Hopfensprossen mit Gartengemüse aus dem Wok schreibt Vicky: „leicht und ohne viel Aufwand zubereitet … Für die gerösteten Hopfensprossen haben wir die frischen Triebe vom Hopfen abgeschnitten, abgespült und kurz in heißem Olivenöl geschwenkt, bis sie knusprig waren. Beim Abschneiden der Triebe wirklich nur die Spitzen verwenden bis zum ersten Blattansatz.”
Für das Wokgemüse:
– Zwiebeln, Knoblauch und Möhren schälen, in kleine Stücke schneiden und im heißen Öl anbraten, bis die Zwiebeln glasig und die Möhren leicht braun werden. (Man kann einfach den Wok oder die Pfanne mit dem restlichen Öl vom Hopfensprossen-Braten verwenden)
– Wenn die Möhren weich zu werden beginnen, klein geschnittene Zucchini hinzugeben. Darauf achten dass die Zucchini-Stücke nicht zu groß und dick sind, sonst dauert es länger bis sie gar sind und das Möhrengemüse verliert seinen Biss
– in der Zwischenzeit Mangold, Kohlblätter und Spinat waschen. Mangold und Kohl in Streifen schneiden. Stiele und Blätter separat, da die Stiele länger garen müssen und deshalb zuerst in dem Wok zu den Zwiebeln und Möhren kommen.
– Gut salzen und pfeffern. 1-2 Tassen Wasser mit Tomatenmark mischen und dazugießen. Viel umrühren, damit die frischen Blätter Stück für Stück untergehoben werden
– Anschließend die Spinatblätter hinzugeben und alles köcheln lassen, bis alles Blattgrün eingefallen ist (es sieht am Anfang sehr viel aus, fällt aber stark in sich zusammen).
– anschließend nochmal mit Salz und Pfeffer abschmecken und bei Bedarf etwas Kreuzkümmel, Paprikagewürz und eine Prise Zucker hinzugeben.
Als Beilage eignen sich z.B. Nudeln oder Reis und ein frischer Salat aus Kopfsalat, Rucola und Radieschen (je nach Geschmack mit oder ohne Schnittknoblauch und klein gewürfelten roten Zwiebeln).
Holunderküchle
Ganz toll für einen Frühlings-Gartentag: Holunderblütendolden ernten und waschen. In Pfannkuchenteig tauchen und in etwas Fett frittieren.
Das Projekt “Eine Klimaküche für Altona” (2018/2019) wurde im Rahmen des Förderprogramms “Kurze Wege für den Klimaschutz” der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert.