
Im Rahmen unseres Programms „Eine Klimaküche für Altona“ stellen wir seit dem letztem Jahr für euch Geschichten aus dem Garten und saisonale Rezepte zusammen. Diesmal:
Der November im KEBAPgarten
Wenn wir das Tomaten- und das Paprikabeet noch nicht komplett abgeerntet und aufgeräumt haben, so müssen wir dies jetzt tun. Und die Schläuche der Bewässerungsanlage sollten auch abgebaut werden, bevor der Winter hereinbricht, da sie sonst durch den Frost kaputt gehen. Mit Mulch aus den abgeernteten Pflanzen werden die Beete winterfest gemacht. Beete, in denen jetzt nichts mehr heranwächst, können auch schon wieder aufgefüllt werden.
Zum Kochen ist es jetzt zu kalt und vor allem zu dunkel. Statt dessen wird jetzt die Feuertonne wieder in Betrieb genommen, und so können wir am Feuer darüber nachdenken, wie es weitergehen soll.
Der November ist ja auch ein Monat, in dem die eigenen Schattenanteile einen häufig einholen, die man ansehen und transformieren sollte.
Bei KEBAP werden körperliche Abfallprodukte von Menschen in der Kompost-Trenntoilette hervorragend transformiert und veredelt. Die Toilette wurde vor einigen Jahren in einem Workshop bei KEBAP gebaut. Urin und Fäz werden getrennt gesammelt und mit EM versetzt. Der Urin dient direkt 1:10 verdünnt als Flüssigdünger (nur an die Wurzeln gießen und bevor es regnet), und der Fäz wird auf einem Extrakompost kompostiert. Nach drei Jahren ist Erde draus geworden.
Wenn die Transformation und Veredelung denn auch mit den psychischen Abfallprodukten so gelingen könnte…
Zum Beobachten: Du meines Herzens Kohl!
Mit dem Meerkohl fing alles an. Die blaugrüne Staude mit den großen fleischigen Blättern heißt auch Crambe maritima, sprießt an Naturstränden und ist sozusagen die Urgroßmutter der vielen schönen Kohlsorten im KEBAP-Garten. Nordisch by nature, könnte eine schreiben. Die Leute an der Waterkant haben sich früher davon ernährt. Die Nachkommen von Crambe, illustre Köpfe wie Spitz-, Weiß-, Wirsing- und Rotkohl, heißen allesamt Brassica oleracea var. capitata. Das Wort capitata kommt von Kopf. Ein anderer Verwandter, der Grünkohl, heißt auf botanisch Brassica oleracea var. acephala, das bedeutet so ungefähr „kopflos“. Kopflose gibt es ja in jeder Verwandtschaft…
Insgesamt ist Gemüsekohl (Brassica oleracea) eine formenreiche Pflanzenart, die zur Familie der Kreuzblütler gehört, eine ausdauernde, sprich mehrjährige, Art. Bei uns darf der er auch blühen, wir gewinnen ja unser eigenes Saatgut und können vor Ort auch die vierzähligen Blüten mit mit ihren vier kreuzartig angeordneten Kronblättern studieren.
Und hier kommt ein norddeutsches Gedicht: „Du bist so schön, so wonnenreich, dem Weißkohl an zarter Farbe gleich; so rot wie Rotkohl ist dein Mund und appetitlich und gesund. So wie der Grünkohl so kraus dein Haar und sieht lieblich aus, zwei Äuglein im Gesicht dir stehn, wie Rosenköhlchen anzusehn. Dich anzuschaun tut mir stets wohl, du meines Herzens Blumenkohl!“
Wir schauen unsere verschiedenen Kohlgewächse auch gerne an. Eigentlich sind es ja Zierpflanzen, aber wir kochen auch gerne damit (siehe „Zum Nachkochen“ Oktober und November). Es stecken jede Menge Vitamine und Mineralstoffe, Eisen, reichlich Ballaststoffe und andere geheimnisvolle Pflanzenstoffe drin. Die Dithmarscher halten Kohl für ein Mittel gegen den Winter. Haut rein!
Zum Nachkochen: Powersalat
Bei Rotkohl fällt vielen nur der Weihnachtsbraten ein. Hier kommt ein altes veganes Rezept aus der norddeutschen Winterküche. Der Salat lässt sich gut vorbereiten und fand bei langwierigen Besprechungen viel Anklang: Sagen wir mal, es kommen acht Leute. Du putzt, wäscht, viertelst einen schönen Kohlkopf von etwa einem Kilo und schneidest ihn in feine Streifen. Jetzt kannst du ihn kurz in Salzwasser blanchieren und dann gut abgetropft mit der Salatsauce anmachen oder du bestreust ihn mit Salz und Zucker und stampfst ihn so lange, bis Flüssigkeit entsteht. Dann hebst du 200 g Rosinen darunter.
Für die Sauce brauchst du – muss – 2 TL geriebenen Meerrettich, 6 EL Essig, 2 EL Johannisbeergelee, 2 TL Zitronenschale 8 EL Öl. Du kannst – kann – noch Sanddornsaft und Preißelbeeren hinzufügen.
Du gibst die Sauce über den Kohl, mischt und lässt den Salat gut durchziehen. Vor der Besprechung schmeckst du ihn noch einmal ab.
Er hält sich ein paar Tage im Kühlschrank, sollte etwas übrig bleiben.
Zum Nachkochen: Mangold-Quitten-Curry
Von der SoLawi ist so viel Mangold übrig. Ich nehme ihn gerne, aber mir fällt nichts mehr ein, wie man Mangold mal anders zubereiten könnte – denn ich hatte gerade erst Mangold gegessen. Vera ruft mir noch im Weggehen zu, man könnte den auch süß mit Curry und Rosinen machen.
Da fällt mir ein, dass ich ja noch vier geschenkte Quitten (kommen die vielleicht von Rosie???) habe, mit denen ich vorhatte zu experimentieren (denn auf Quittengelee stehe ich nicht so).
Also starte ich mein Experiment:
Ich habe drei Bund bunten Mangold. Den wasche ich und schneide ihn klein. Von den vier Quitten sind drei schon schlecht (da habe ich mal wieder zu lange gewartet), aber das passt gut, denn es reicht eine Quitte vollkommen. Die wasche ich auch und schneide sie klein.
Und als allererstes schneide ich ein gutes Stück Ingwer klein (vorher schälen) sowie eine kleine Zehe Knoblauch.
Den Knoblauch und Ingwer brate ich in Kokosöl an. Dann gebe ich die kleingeschnittene Quitte dazu und schwitze sie mit an. Dann lösche ich alles mit einem im Lebensmittelretter-Schrank gefundenen Möhren-Ingwer-Saft ab. Dann kommt der Mangold hinzu. Nach und nach würze ich mit Salz, Curry, Piment. Ein paar Rosinen kommen auch dazu. Und ich habe noch einen Rest Erdnussmus, der jetzt gute Verwertung findet. Am Schluss hätte ich gern etwas Kokosmilch gehabt, aber das fällt mir ja immer erst ein, wenn der Topf schon am Kochen ist. Aber die Dinkelsahne, die ich im Lebensmittelretter-Schrank gefunden habe, schmeckt auch dazu.
Dazu habe ich mir Hirse gekocht.
Ich muss zugeben, das war wider Erwarten erstaunlich lecker. Sehr lecker sogar.
Das Projekt „Eine Klimaküche für Altona“ wird im Rahmen des Förderprogramms „Kurze Wege für den Kliamschutz“ der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert.